Mitarbeiter und Teams auf der digitalen Transformation mitnehmen
Führungskräfte sitzen in Meetings zusammen, das Management entwickelt Strategien und Beratungsfirmen erstellen Maßnahmenkataloge. Aber wo bleiben die Mitarbeiter und Teams, während die Verantwortlichen die digitale Transformation gestalten? Es ist ein großer Fehler, wenn Mitarbeiter im Unternehmen nicht an Beschlüssen, der Planung und der Realisierung der digitalen Transformation beteiligt sind. Sie sollten bereits in der frühen Phase der Vorbereitungen partizipieren können und mit entsprechenden Qualifizierungen auf die Umstellungen und Herausforderungen vorbereitet sein.
In fast jedem Unternehmen treten Probleme auf
Wer ein Unternehmen transformieren will, muss die Mitarbeiter mitnehmen. Viele Unternehmer unterschätzen die Komplexität und die internen Beharrungskräfte bei der Umsetzung von Veränderungen. Vor allem, wenn im Betrieb bereits vorhergegangene Restrukturierungs- und Transformationsprozesse stattgefunden haben, bei denen es ebenfalls Schwierigkeiten mit internen Strukturen gab, ist das Risiko hoch, dass es auch bei der digitalen Transformation zu internen Hemmnissen kommt.
Der menschliche Faktor ist der wichtigste in der Debatte um die digitale Transformation, denn Menschen entscheiden, wie stark neue Technologien oder Prozesse adaptiert werden. Hintergrund ist die Bereitschaft der Mitarbeiter zur Digitalisierung, die neben den technischen Herausforderungen beim digitalen Wandel unbedingt berücksichtigt werden müssen. Damit die geplanten Maßnahmen auch tatsächlich funktionieren, müssen sie auch mit Veränderungen in der Unternehmenskultur einhergehen.
Notwendige Voraussetzungen sind Führung und Kommunikation
Neben den Kosten und dem Zeitmangel bremsen auch Mitarbeiter die Digitalisierung aus, wenn sie sich ausgegrenzt, überfordert oder demotiviert fühlen. 24 % der Befragten einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH gaben an, dass fehlendes Interesse eine Hürde im Unternehmen darstellt. Das ist umso mehr schade, da viele kleine und mittelständische Betriebe endlich erkannt haben, dass die Digitalisierung ihre Zukunftsfähigkeit sichert.
Es gilt also zunächst, die Kultur in Organisationen positiv weiterzuentwickeln, bevor die Transformation erfolgreich gestaltet werden kann. Die Grundlage jeder Veränderung ist die Kommunikation, denn ein flexibler Informationsaustausch ermöglicht eine hohe Qualität, Transparenz und Partizipation aller Beteiligten. Dabei ist der Blick vom Management auf die Mitarbeiter in einem Unternehmen nur eine Seite der Medaille, denn viele Mitarbeiter halten ihre Geschäftsführung, den Vorstand oder die Führungskräfte nicht als treibende Kraft der Transformation.
Oftmals unterschätzten Führungskräfte ihre Mitarbeiter, wenn es um die Bereitschaft zu Veränderungen und die Offenheit gegenüber digitalen Technologien geht. Gerade bei den Millennials kommt eine Generation in die Organisationen, die einen Sinn in ihrer Tätigkeit sehen wollen und dabei sind sie es gewohnt, auf digitale Technologien für ihre Information, Recherche oder im Arbeitsleben zurückzugreifen.
„Bei der Personalauswahl sollten nebst der Berufserfahrung künftig auch stärker Qualitäten wie Neugier, Offenheit für neue Herausforderungen und unternehmerisches Denken mit dem Willen etwas bewegen zu wollen mitberücksichtigt werden.“ Jürg Fedier,
Group CFO, OC Oerlikon Deloitte
Führung bedeutet nicht nur flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege. Eine moderne Führungskultur zeigt sich neben offener Kommunikation und Partizipation auch in der Bereitstellung geeigneter Technologien. In der Invati-Studie „Digital Employee Experience Report 2022“ stellte sich heraus, dass 24 % der Befragten auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber sind, weil es an geeigneter Technologie fehlt. So berichtet IP-Insider weiter, dass 47 % der deutschen Mitarbeiter von den digitalen Tools, die ihr Unternehmen bereitstellt, frustriert sind.
Die digitale Mitarbeitererfahrung ist eine der zentralen Säulen für eine tragfähige, effiziente und digitale Unternehmensstrategie. Das Management muss verstehen, dass Arbeitnehmer leichter ans Unternehmen gebunden werden können, wenn sie ihre Arbeit produktiv und digital gestalten können. Viel zu oft steht in den Chefetagen etablierter Unternehmen noch der Profitgedanke vor der Mitarbeiterzufriedenheit, was sich auf längere Sicht und unter den sich verändernden Marktbedingungen als Reinfall erweisen könnte.
Positive digitale Mitarbeitererfahrung bringt Produktivitätsgewinne
Sind Mitarbeiter, unabhängig aus welchen Gründen, nicht motiviert, droht Unternehmen der Verlust von Top-Talenten, was angesichts des dramatischen Personalmangels und leeren Arbeitsmärkten unbedingt zu vermeiden ist. Das fehlende Verständnis für die Zusammenhänge hat auch Auswirkungen auf die Arbeitslast der Abteilungen und am Ende auch auf die Unternehmenssicherheit und den zukünftigen Unternehmenserfolg.
Eine erfolgreiche Unternehmenskultur zeichnet sich beispielsweise durch Offenheit, Neugier, Vertrauen, Ehrlichkeit, Diversität, Eigenverantwortung sowie kurze Wege und Feedback nebst vieler weiterer Charakteristika aus. Menschen und Kultur sind der Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit und den Erfolg von Unternehmen.
„Viele traditionelle Firmen in der Schweiz tun sich schwer mit notwendigen organisatorischen Veränderungen. Oft wird die Frage gestellt, wieso jetzt alles anders gemacht werden soll, wenn man jahrelangen Erfolg aufweisen kann.“ Roland Abt, CFO, Georg Fischer. Quelle Deloitte
Das erfordert oftmals ein Umdenken und führt weg von alten Denkweisen. Aktuelle Produkte, Vertriebsstrukturen und Wachstumsziele müssen hinterfragt werden und mit optimierten Prozessen einer ständigen Veränderung bzw. Verbesserungen unterlegt sein. Die neuen Ökosysteme sind geprägt von modernen Unternehmenskulturen und der ausgeprägten Nutzung digitaler Technologien, wie Künstliche Intelligenz oder fortgeschrittene Analytik mit Algorithmen.
Zukünftig wird es in HR-Abteilungen viel mehr darum gehen, Mitarbeiter nicht anhand aktueller Fähigkeiten auszuwählen, sondern anhand ihres Potenzials. Lebenslanges Lernen ist die systematische und kontinuierliche Schulung der Mitarbeiter und die gezielte Ausbildung von Führungskräften. Der Wissenstransfer sollte dabei auf Basis von digitalen Technologien wie Content Management Systemen stattfinden und bereichsübergreifende Trainings enthalten, um Mitarbeiter aus ihren Silos und festgefahrenen Denkmustern herauszuholen.
So nehmen Sie Mitarbeiter mit in die Digitalisierung
- Verlassen Sie Ihre Komfortzone und schaffen Sie die notwendigen Voraussetzungen für die geplanten Maßnahmen und deren Effekte.
- Nehmen Sie Mitarbeiter im Veränderungsprozess mit und führen Sie eine professionelle Informationspolitik. Lassen Sie Beteiligung zu und gehen Sie auf die jeweils Beteiligten einzeln ein, um ihre Bedürfnisse zu erfahren und ihre Wissenslücken zu kennen.
- Erstellen Sie ein digitales Leitbild mit einer Vision, die über alle Ebenen kommuniziert und gelebt wird. Wenn Mitarbeiter können, dürfen und wollen, gelingt die digitale Transformation leichter und schneller, wovon das Unternehmen profitiert.
- Zeigen Sie eine realistische Perspektive auf, die allen Beteiligten als Orientierung dient. Die Vergangenheit sollte aufgearbeitet werden, sie darf aber nicht den Blick nach vorn vernachlässigen, wenn es um das „Wie“ der Digitalisierung geht.
- Schaffen Sie digitale Kompetenzen im Unternehmen, indem Sie digitale Akademien einführen, Weiterbildungen und Schulungen anbieten sowie den Austausch der Teams und die Befähigung zur Digitalisierung ermöglichen.
- Die partizipative Gestaltung stellt die Weichen für das zukünftige Wachstum. Wer die Zukunft schon heute liebt, geht viel motivierter in den nächsten Tag und gestaltet die Digitalisierung mit positiven und inspirierenden Erfahrungen mit. Die Arbeit der Zukunft, nein der Gegenwart, muss partizipativ gestaltet sein und für jeden Einzelnen Zugang zu digitalen Technologien gewährleisten.
Fazit: Das Aufhängen einer neuen Unternehmensvision und das Verteilen eines Newsletters an alle Beschäftigten reicht schon heute nicht mehr aus, um Mitarbeiter länger ans Unternehmen zu binden und alle Beteiligten nachhaltig zu motivieren. Kollegiale Führung und digitales Arbeiten sind die Leitbilder, mit denen sich Fach- und Führungskräfte in den eigenen Reihen ausbilden lassen. Schließlich ist der Arbeitsmarkt auf absehbare Zeit leer und neues Personal nur sehr schwer überhaupt zu finden.
Lassen Sie Probleme los und vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern. Erlauben Sie sich und den Beschäftigten einen Perspektivwechsel, so lassen sich die Komplexität und Hürden der digitalen Transformation besser verstehen und meistern. Mit selbstorganisierten Arbeitsweisen und Partizipation aller Beteiligten meistern Unternehmen die anstehenden Herausforderungen des digitalen Wandels.