Können KI-Anwendungen wie ChatGPT den Fachkräftemangel besiegen?

Microsoft hat jüngst angekündigt, das Investment in die Technologie rund um ChatGPT zu erhöhen. Es ist davon auszugehen, dass das Unternehmen die KI in eine Vielzahl seiner Produkte integrieren wird. Hochrealistische und menschenähnliche Antworten klingen auf den ersten Blick faszinierend und erklären den Hype um ChatGPT. Das leistungsstarke Sprachmodell wurde von OpenAI entwickelt und verwendet eines der fortgeschrittensten Sprachmodelle, das derzeit verfügbar ist.

  • KI vereinfacht, standardisiert und automatisiert beispielsweise das Onboarding
  • Das Potenzial von KI in Verbindung mit anderen Technologien ist noch viel größer
  • KI für HR wird vor allem bei der Automatisierung routinemäßiger HR-Aufgaben benötigt
  • ChatGPT hat Potenzial, Effizienz und Wirksamkeit von HR-Abteilungen zu steigern

Fachkräftemangel wird noch jahrelang zu spüren sein

Die Schweiz hat wegen guter Gehälter und niedriger Steuern jahrelang einen klaren Vorteil gegenüber ihren Nachbarn besessen. Doch vor allem in den Grenzregionen haben Unternehmen immer häufiger mit einer Sogwirkung auf Arbeitnehmer zu kämpfen. Das liegt beispielsweise an der verstärkten Arbeit von Branchenverbänden, die gezielt in ihre Ausbildungskampagnen investieren und Mitarbeiter mit Fahrtkostenzuschüssen, Kita-Plätzen oder die Übernahme von Umzugskosten locken.

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Illustration: Justin Jay Wang × DALL·E

Bisher konnte sich die Schweiz gegenüber den starken Konzernen in den Grenzregionen gut behaupten. Das lag an guten Gehältern und niedrigen Steuern. Aber dem stehen der Wohnungsmangel und die hohen Verbraucherpreise gegenüber. Am Ende rechnet sich nicht mehr jedes verlockende Gehalt, wenn die Beschäftigten dafür deutlich höhere Lebenshaltungskosten oder längere Fahrtwege zur Arbeit in Kauf nehmen müssen.

Künstliche Intelligenz kann hier helfen, indem die Software mit relevanten Daten der letzten Jahre sowie Informationen von Trendforschern aufgewertet wird. Nach Analysen stehen den Unternehmen unter anderem Informationen wie diese zur Verfügung:

  • Regionen, in denen es bezahlbaren Wohnraum / verfügbaren Wohnraum gibt
  • Durchschnittliches Gehalt, bei dem Mitarbeiter auf Stellenangebote positiv reagieren
  • Gründe für Absagen und Vergleich von Konditionen mit Mitbewerbern
  • Identifizierung von Regionen mit höherer Erwerbslosigkeit
  • Ermittlung freier Kita-Plätze oder Gesundheits- und Sportprogramme

Was kann ChatGPT für Unternehmen leisten?

Wie bereits erwähnt, kann Künstliche Intelligenz in vielfältigen Anwendungen zum Einsatz kommen. ChatGPT ist dabei nur eine Form, die jedoch in nahezu allen Bereichen eines Unternehmens sinnvollen Einsatz findet. Die Lage auf dem Schweizer Arbeitsmarkt verdüstert sich nach dem neuesten Fachkräftemangel Index von Adecco Schweiz und dem Stellenmarkt-Monitor Schweiz (SMM) am Soziologischen Institut der Universität Zürich.

„Der Fachkräftemangel Index erreicht dieses Jahr einen Rekordwert von 155 Punkten; ein Wert, der bisher noch nie registriert wurde. Verglichen mit dem Jahr 2021 liegt der aktuelle Index ganze 68 % höher. Zudem übersteigt er den Wert des Vorkrisenjahres 2019 um 21 %“. Quelle

Laut dem Index gibt es in der Schweiz den größten Fachkräftemangel in den Gesundheitsberufen, dazu gehören Pflegefachkräfte, Apotheker oder Fachärzte. Trotz eines Anteils ausländischer Diplome von 30 % beim Pflegepersonal ist es noch immer nicht gelungen, die Lücke zu schließen. Der Bedarf von zusätzlichem Personal verschärft sich noch durch die anstehenden Pensionierungen in den nächsten Jahren, so der Stellenmarkt-Monitor Schweiz.

In diesem Zusammenhang ist die personalisierte Karriereentwicklung umso wichtiger. Sie muss personalisiert sein und Vorschläge auf Grundlage von Fähigkeiten und Erfahrungen eines Einzelnen umfassen. HR-Manager erhalten mit Künstlicher Intelligenz ein wertvolles Werkzeug an die Hand, um Mitarbeiter bei der Erreichung ihrer Karriereziele zu unterstützen. Das führt langfristig zu weniger Abwanderung und langfristiger Bindung der Beschäftigten an ein Unternehmen.

Wie lassen sich KI-Lösung wie ChatGPT einsetzen?

Im Kundendienst, der Buchungsabteilung oder bei der Reklamationsbearbeitung ist ein Chatbot überaus nützlich, wenn es um die Automatisierung aufwendiger oder ständig wiederholender Abläufe geht. Doch auch beim Bewerbermanagement und dem automatisierten Bewerbungsprozess lässt sich ein KI-gesteuerter Chatbot einsetzen. Mithilfe des Sprachmodells erhalten Bewerber schnell Antworten auf die gängigsten Fragen und spart so die Wartezeit ein, beispielsweise über das Wochenende, Feiertagen oder Brückentagen.

Arbeitsverträge, Mitarbeiterbefragungen, die Planung der nächsten Weihnachtsfeier und Urlaubsanträge können mit Künstlicher Intelligenz schneller und standardisiert bearbeitet werden. Das schafft Transparenz, gibt Vertrauen und unterstützt damit unter anderem ein Audit oder eine Buchprüfung. Viele Dokumente müssen nach bestimmten Standards erstellt bzw. ausgewertet werden. Das kann die KI übernehmen, was die Arbeitsbelastung des HR-Teams verringert.

Künstliche Intelligenz kann auch Trends, Auffälligkeiten oder Muster sowie Problembereiche identifizieren. Das gelingt vor allem dann, wenn große Datenmengen zur Verfügung stehen und der KI ein Tool für Machine Learning zur Seite steht. Aus der Kombination beider Technologien ergibt sich eine Software für Vorhersagen, Prognosen oder das Aufdecken von Mustern.

Ihre Interpretation kann je nach Anwendungsfall zu völlig unterschiedlichen Lösungen führen. Bei einer Prognose könnte sich ein Personalengpass für den nächsten Sommer herausstellen. Eine Vorhersage ergibt sich aber auch, wenn die KI meldet, dass bei gleichbleibender Auftragslage im nächsten Jahr neue Mitarbeiter benötigt werden. Muster können vorliegen, wenn über längere Zeit immer wieder in derselben Abteilung Personal kündigt. Diese Informationen sind für die Personalplanung wichtig, aber vor allem im Rahmen des Employer Brandings zu untersuchen.

Die Thematik Corporate Learning wird schon in vielen Betrieben von intelligent gesteuerten Systemen unterstützt. Durch den frühen Einsatz war jedoch ihr Erfolg häufig nur mäßig, die Technologie war noch nicht ausgereift. Für Künstliche Intelligenz liegt dieser Zustand dann vor, wenn sie über ausreichend Daten verfügt. Und die mussten in manchen Betrieben erst generiert werden, um sie der KI über Lernmodelle zuzuführen.

Nun ist es aber so weit, dass nicht nur durch Tools wie ChatGPT ausreichend Entwicklungsarbeit geleistet wurde und sich anhand der angebotenen Lösungen Lernstrategien für betriebliche Weiterbildung und Qualifizierung erstellen lassen. Mit intelligent geplanten Lerntechnologien stehen individuelle Lernerfahrungen für alle Beschäftigten im Unternehmen zur Verfügung.

Schulungsinhalte sind dabei so aufbereitet, dass die Mitarbeiter schnell über Apps, mithilfe von VR-Simulationen oder AR-Erfahrungen auf die wichtigsten Informationen zugreifen können. Das ermöglicht Organisationen, ihre Beschäftigten auf neue Trends vorzubereiten, sie kontinuierlich weiterzubilden und damit letztlich auch zu motivieren und ans Unternehmen zu binden.

Fazit: ChatGPT findet viele leistungsstarke Anwendungsfälle im HR. Doch kann weder der Chatbot noch eine andere KI neue Mitarbeiter erschaffen. Der Fachkräftemangel ist vorhanden und geht so schnell auch nicht wieder. Insgesamt hat die Technologie aber das Potenzial, der Personalabteilung an zahlreichen Stellen unterstützend unter die Arme zu greifen. Zudem werden wertvolle Erkenntnisse generiert, die in die strategische und operative Planung einfließen sollten.

Unternehmen sollten jedoch auch die Grenzen der KI-Anwendungen berücksichtigen und Prozesse nicht zu sehr automatisieren. Vor allem der Personalbereich ist ein kritischer Bereich, der nicht ohne Empathie, Feingefühl, zwischenmenschliche Interaktionen und persönliche Betreuung auskommt.